Was müssen Reisebüros für eine Beratung zu Ontario wissen?

Was sind die häufigsten Fragen von Reisebüros zu Ontario?
Die meisten Fragen drehen sich um logistische Dinge. Ob man mit dem Camper überall stehen kann, mit welcher Fähre ich wann und wo nach Manitoulin Island komme oder wo man sich Kanus mieten kann. So was in der Art. Destinationsbezogene Fragen wie zu Attraktionen kommen eher selten, da haben wir offensichtlich in der Vergangenheit einen guten Job gemacht, die meisten sind bekannt.

Was sollten Expedienten unbedingt über Ontario wissen?
Die kompakten Ausmaße der Provinz. Man ist nie weiter als zwei oder drei Autostunden von der nächsten Attraktion entfernt. Auch ist wichtig, dass es überall sehr schöne Resorts direkt am Wasser inmitten wunderschöner Natur gibt. Oder, dass man die Niagarafälle das ganze Jahr über und mehrere Tage entdecken kann, da sie von jedem Blickwinkel und zu jeder Jahreszeit anders wirken. Auch kann man da enorm viel unternehmen.

Was sind die drei wichtigsten Gründe für Kanada-Urlaub in Ontario?
Definitiv die Niagarafälle, eines der sieben Weltnaturwunder, die man unbedingt aus verschiedenen Perspektiven erleben sollte. Ob man mit Niagara City Cruises ganz nah an die Fälle heranfährt, bei der Journey Behind The Falls hinter den tosenden Wassermassen steht oder mit dem Hubschrauber darüber fliegt, ist egal. Sie sehen immer anders aus. Die Natur natürlich, vor allem im Herbst mit dem Laubwechsel der Ahornbäume oder im Winter, wenn alles eingeschneit ist und das Land einen anderen Charakter bekommt. Das ist eine schöne Zeit. Ein weiterer Grund ist die Tierwelt, mit Schwarzbären, Elchen und all den anderen Wildtieren und Vogelarten, die man überall sehen kann.

Die Provinz ist groß. Wie viel Zeit sollte man für einen Ontario-Trip einplanen?
Der übersichtliche Part ist im Süden der Provinz und auch am besten zu befahren. Die klassische Route, mit Toronto, Ottawa, den Thousand Islands und Niagara. In 14 Tagen ist das komfortabel machbar. Wer noch den Norden mitnehmen will, der als fantastisches Outdoor-Gebiet gilt, sollte eher drei Wochen fahren, denn logistisch gesehen ist das etwas zeitintensiver.

Wie laufen die Sommerbuchungen an?
Seitens der Reiseveranstalter höre ich, dass es sehr gut läuft. Konkrete Zahlen erhalten wir immer erst im April oder Mai, wir erwarten jedoch eine Steigerung im zweistelligen Bereich.

Welche Trends machen Sie dabei aus?
Im Endeffekt setzen sich die Trends des Vorjahres fort. Die Leute bleiben etwas länger und buchen hochwertigere Produkte, was viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Die wollen einfach so viel wie möglich aus ihrem Urlaub herausholen, wenn sie schon Langstrecke fliegen. Deswegen wird wieder mit längerem Vorlauf gebucht und nicht so kurzfristig.

Welche Rolle spielt indigener Tourismus für die deutschen Urlauber?
Es ist nicht unbedingt das entscheidende Thema für Deutsche, dort einen Urlaub zu machen. Aber wer sich für Geschichte und Kulturen interessiert, wird in Ontario nicht enttäuscht, hier ist in den letzten Jahren enorm viel ins Leben gerufen worden. Das erlebt man vor allem auf Manitoulin Island, der größten Binneninsel der Welt. Dort taucht man in das Leben der indigenen Bevölkerung ein, lernt von ihnen und kann spannende Touren vor Ort unternehmen.

Sie kennen Ontario wie Ihre Westentasche, was ist Ihr Lieblingsort?
Der Killarney Provincial Park ist mein Lieblingsort seit der ersten Stunde. Die Hügellandschaft des Parks fasziniert, dazu kann man segeln, wandern, biken, Kanu fahren. Einfach super. Oder die Stadt Kingston nahe der Thousand Islands. Eine hübsche historische Stadt direkt am Wasser mit einer beeindruckenden Geschichte, denn bevor es Ottawa dann wurde, sollte Kingston die Hauptstadt Kanadas werden.

Auf Selbstfahrer warten zahlreiche faszinierende Provinzparks. Welche können Sie besonders empfehlen?
Den Killarney definitiv, aber auch den Algonquin National Park. Der ist jetzt kein Geheimtipp, sondern der Bekannteste aller National- und Provinzparks Ontarios. Er ist gut zu erreichen, hat die beste Infrastruktur und ist der Park, in dem man am ehesten Elche sieht. Ich mag auch den Bruce Peninsula Nationalpark, wo das Wasser karibische Farben annimmt und man sogar zu Schiffswracks tauchen kann. Es gibt aber auch noch einige kleinere Parks in der Nähe, die ebenso schön, allerdings weniger stark frequentiert sind, wie zum Beispiel Awenda, Killbear, Arrowhead oder Bonnechere. Tierliebhabern empfehle ich einen Besuch im Haliburton Wildlife Reserve. Hier kann man neben vielen anderen Outdoor-Aktivitäten auch Wölfe hautnah erleben.

Haben Sie noch einen Geheimtipp für uns?
Definitiv der wilde und größtenteils gering bevölkerte Norden der Provinz. Und als Übernachtungsoption die Lodge Eighty-Eight, eine urige Fly-in-Lodge, die man nur entweder mit dem Wasserflugzeug oder dem Zug von White River aus erreichen kann. Nimmt man den Zug, muss man dem Schaffner vorher sagen, dass er bei Streckenkilometer 88 anhalten und einen aussteigen lassen soll. Sonst fährt er weiter. Auch noch ein Geheimtipp, aber definitiv im Kommen, sind Urlaube auf Hausbooten, um die Flüsse, Seen und Kanäle zu befahren.

Ralf Lieb ist Inhaber der Agentur Lieb Management in München, die Ontario seit vielen Jahren auf dem deutschsprachigen Markt vertritt. Er hat die Provinz selbst schon mehr als 30 mal besucht und kennt sie wie seine Westentasche. Seine Karriere startete Lieb als Reiseverkehrskaufmann, arbeitete danach acht Jahre für LTU Touristik in München, bevor er sich mit seiner Agentur selbstständig machte.

Mehr über die vielseitige kanadische Provinz erfahren Sie mit unserer Themenwoche Ontario auf Reise vor9 und Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.