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22. Dezember 2022 | 00:05 Uhr
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Kommentar: LH-Vorstands-Boni werden zum Eigentor

Neben den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und UFO hat sich auch die Bundesregierung gegen Pläne der Lufthansa zur Auszahlung von Boni an ihre Vorstände trotz milliardenschwerer Staatshilfen in der Pandemie gewandt. Die Aktion droht für den Konzern zum Kommunikations-Desaster zu werden. Zu Recht.

Schmicke Christian

Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte am Mittwoch: "Nach ihrem Verständnis würde das Ansammeln von Bonuszahlungen in Verbindung mit einer späteren Auszahlung nach Beendigung der Stabilisierungsmaßnahmen, die es im WSF gegeben hat, gegen die getroffenen Vereinbarungen verstoßen." Man werde das mit der Lufthansa besprechen. Dabei seien "interessante rechtliche Fragen" zu klären. 2021 hatte Lufthansa 2,3 Milliarden Euro Verlust eingefahren und während der Krise Staatshilfen über neun Milliarden Euro genutzt, um einen Pleite abzuwenden.

Der Airline-Konzern bestätigte gegenüber dem Handelsblatt, dass der Vorstand für das Jahr 2021 Boni erhalten solle. Bei den Zahlungen handele es sich nicht um einen rückwirkenden, sondern um einen Langfrist-Bonus, erklärte ein Sprecher. Dieser werde erst ab 2025 ausbezahlt, wenn bis dahin alles gut laufe. Er verwies laut Bericht auf ein Gutachten, das der Aufsichtsrat in Auftrag gegeben habe und das diese Auslegung unterstütze.

Hohe Gehaltseinbußen beim Vorstand

Zudem erklärte Lufthansa, dass der Vorstand in den Jahren 2020 und 2021 so stark auf Gehalt verzichtet habe wie keine andere Berufsgruppe: Allein bei Konzernchef Carsten Spohr belaufe sich das Minus im Jahr 2021 gegenüber 2019 auf 70 Prozent. 

Das ist wohl richtig – wirklich darben musste der Vorstand allerdings auch in Corona-Zeiten wohl nicht. So sanken Spohrs Einkünfte laut Handelsblatt von knapp fünf Millionen Euro im Jahr 2019 auf etwas weniger als 1,7 Millionen Euro im Jahr 2021, weil die sogenannte variable Vergütung eben fehlte.

Über die Angemessenheit der Gehälter von Top-Managern wird seit langem gestritten – mit durchaus einleuchtenden Argumenten auf beiden Seiten. Das aktuelle Boni-Thema befeuert unterdessen die These, dass "die da oben den Hals nicht voll kriegen". Zugleich wird er den in der Krise entlassenen Beschäftigten bitter aufstoßen. Und nicht zuletzt werden beim verbliebenen Personal Begehrlichkeiten geweckt. Ist es das wert?

Christian Schmicke

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