Kommentar: Wenn die Bahn was richtig macht
Die Deutsche Bahn hat in letzter Zeit zu Recht viel Prügel bezogen. In der aktuellen Krise verhält sie sich aber äußerst souverän. Reise-vor9-Chefredakteur Christian Schmicke ist positiv überrascht.
In letzter Sekunde hatte der Autor leicht schnaufend seine (übrigens pünktliche) Regionalbahn erreicht und stellte sein Fahrrad an der dafür vorgesehenen Stelle ab. Zwei Zugbegleiterinnen, die üblicherweise wohl die Fahrkarten zu kontrollieren hätten, fuhren im selben Wagen mit. Kaum war der Zug angerollt, da machte sich eine daran, das vielleicht etwas leichtfertig abgestellte Rad mit einem Gurt zu sichern. Auf den fälligen Dank folgte die Antwort: "Wenn wir sonst schon nichts zu tun haben, können wir uns wenigstens darum kümmern."
Seit dem Wochenbeginn untersagt die Bahn ihren Zugbegleitern im Nahverkehr, die Fahrkarten zu kontrollieren. Aus Sicherheitsgründen, wegen des Coronavirus. Das ist sinnvoll. Sie hat zudem großzügige Kulanzregelungen für Kunden eingeführt, die jetzt nicht reisen wollen. Rückkehrer, die aus ihrem Urlaub etwa in Frankfurt landen, können mit der Bahn ohne Aufpreis weiterreisen. Und selbst die Tickets des Konkurrenten Flixtrain können nun in ICE- und IC-Zügen genutzt werden.
Respekt! Das ist souveränes Krisenmanagement. Nörgeler mögen einwenden, dass die Bahn im Gegensatz zu anderen Unternehmen kaum in die Pleite schliddern kann. Aber der Umgang des Unternehmens mit einer bis dato völlig unbekannten Krise ist ziemlich gut.
Christian Schmicke