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27. Februar 2020 | 07:00 Uhr
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Gäste in abgeriegeltem Hotel müssen wohl 14 Tage ausharren

So lange ist nach aktuellem Wissensstand die maximale Dauer der Inkubationszeit. 106 der insgesamt 723 Gäste im H10 Costa Adeje Palace dürfen die Anlage indes nach eingehender Untersuchung verlassen. Dasselbe gilt für die Angestellten des Hotels.

H10 Costa Adeje Palace

Der H10 Costa Adeje Palace bleibt vorerst unter Quarantäne 

Bei den Gästen, die das Hotel verlassen dürfen, handelt es sich nach Angaben der Kanarenregierung um diejenigen, die erst am Montag, 24. Februar, angereist sind. Sie hätten nicht mehr in direkten Kontakt mit den positiv auf das Coronavirus getesteten italienischen Urlaubern gelangen können, heißt es. Auch das Hotelpersonal könne die Anlage nach Einleitung der "erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen" wieder verlassen und betreten.

Unterdessen dürfen Bewohner des H10 Costa Adeje Palace, die keine Krankheitssymptome zeigen, sich auf dem Gelände der Anlage mittlerweile wieder frei bewegen. Sie sind allerdings gehalten, außerhalb des Zimmers einen Mundschutz tragen. Urlauber mit Erkrankungssymptomen müssen auf ihren Zimmern bleiben.

Gegenüber mehreren Medien haben sich mittlerweile Hotelgäste zur Lage vor Ort geäußert. So bemängelte ein Urlauber gegenüber der "FVW" die Informationspolitik. Die Hotelleitung sei hilflos, sagte er gegenüber dem Fachblatt. Auf Anfragen erhalte man immer die gleiche Antwort: Man wisse noch nichts. Nach stundenlangem Warten seien am Dienstag schließlich Ärzte ins Hotel gekommen, die bei allen Gästen Fieber gemessen hätten.

"Gut versorgt"

Ähnlich äußerte sich ein Gast gegenüber der Nachrichtenagentur "DPA". Die Situation im Hotel sei aber ruhig, erklärte er. Viele Gäste stünden auf ihren Balkonen und harrten "der Dinge, die da kommen". Ein deutscher Mediziner, der sich ebenfalls im Hotel befindet, erklärte im Telefonat mit der "LZ" aus Lippe, die Gäste würden in der Anlage "wirklich gut versorgt". So wie überhaupt alles werde getan, um den Zwangsgästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Er selbst richte sich auf die nun von der Behörde beschlossene 14-tägige Quarantäne ein.

Wie bereits gemeldet, haben die großen Veranstalter Reisen in das abgeriegelte Hotel für die nächsten Wochen abgesagt. Bei TUI und FTI gilt dies vorerst bis Mitte März. DER Touristik hat einen Buchungsstopp bis Ende April verhängt und will bereits gebuchte Kunden mit Anreise bis Ende März auf andere Hotels umbuchen.

Auf die Frage, ob gebuchten Kunden, die in ein anderes Hotel verfrachtet werden sollen, ein kostenloses Umbuchungs- und Kündigungsrecht zustehe, äußern sich die Veranstalter nicht. Reiserechtler Jochen Seeholzer macht gegenüber Reise vor9 allerdings deutlich, dass ein solcher Anspruch auf Wunsch sehr wohl bestehe: "Werden Reiseleistungen wegen Mängeln nicht erbracht, kann der Kunde auch vor Reiseantritt 'kündigen' und der Reiseveranstalter verliert den Anspruch auf den Reisepreis“, erklärt er. Dabei handele es sich um eine "verschuldensunabhängige Haftung des Veranstalters".

Christian Schmicke