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7. Juni 2021 | 07:00 Uhr
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Impfung aller Hotelmitarbeiter am Roten Meer weckt Zweifel

„Ägypten hat alle Mitarbeiter, die am Roten Meer und im Süd-Sinai arbeiten, vollständig geimpft“, verkündet das ägyptischen Tourismusministerium. Laut öffentlich zugänglichen Quellen liegt die Quote der Ägypter mit komplettem Impfschutz allerdings nur bei 0,3 Prozent. Wie passt das zusammen?

Ägypten Rotes Meer Hurghada leerer Strand Foto iStock MuYeeTing.jpg

Leere Strände in Ägypten: Das Land will Touristen Sicherheit bieten und schon alle Beschäftigten geimpft haben

In Spanien und Griechenland sonnen sich deutsche Touristen wieder am Strand. Die Inzidenzen sind niedrig, die Impfungen schreiten voran. Ägypten guckt bisher in die Röhre. Dabei ist das Land von den Einnahmen aus dem Tourismus abhängig. 2019 kamen 13 Millionen Touristen ins Land und gaben 12,7 Milliarden Euro aus.

Kein Wunder, dass die Regierung alles versucht, um wieder Urlauber ans Rote Meer zu holen. Am Donnerstag verkündete Tourismusminister Khaled El-Enany, dass Ägypten "alle Tourismusmitarbeiter in Resorts am Roten Meer und im Süd-Sinai vollständig geimpft" habe. Eine Zahl nannte er nicht. Gemeint seien die Beschäftigten in Hotels, Resorts, Cafés, Restaurants, Basaren und touristischen Transportmitteln am Roten Meer und im Süd-Sinai.

"Die Impfung unseres Personals ist eine Maßnahme, die wir ergreifen, um sicherzustellen, dass Touristen sicher, schnell und zuversichtlich in das Schöne Ägypten zurückkehren können", sagte El-Enany auf einer Pressekonferenz. "Die Impfkampagne wird am Roten Meer und im Süd-Sinai fortgesetzt, um die gesamte Bevölkerung beider Regionen bis Ende Juni 2021 zu impfen."

Erst 0,3 Prozent der Ägypter geimpft

Ein Blick in öffentlich zugängliche Daten zum internationalen Impffortschritt wirft bei Ägypten allerdings Fragen auf. Danach waren am 1. Juni in ganz Ägypten von den über 100 Millionen Einwohnern erst 347.000 vollständig geimpft. Das entspricht gerade einmal 0,3 Prozent der Bevölkerung. Die erste Dosis haben immerhin schon 2,35 Millionen Menschen erhalten, 2,3 Prozent aller Ägypter.

Richtig ist sicher, dass das Rote Meer und der Süd-Sinai eher dünn besiedelt sind. Doch mit den Touristen steigt auch die Zahl der Menschen aus anderen Regionen, die hier arbeiten. Wenn die nun alle vollständig geimpft sein sollen, dürften wohl Menschen in anderen wichtigen Berufsgruppen und allen anderen Regionen bislang weitgehend leer ausgegangen sein.

Reise vor9 hat nachgefragt, wie die niedrige Impfquote und die Aussage der Impfung aller Tourismusmitarbeiter zusammenpassen. Die Antwort steht noch aus.

Hochrisikogebiet trotz offizieller Inzidenz von 6,7

Das Auswärtige Amt warnt derweil vor touristischen Reisen ins Land der Pharaonen. "Ägypten ist von Covid-19 sehr stark betroffen. Dies gilt auch für die Region Rotes Meer/Hurghada“, heißt es im Reisehinweis der Behörde.

Bereits seit 24. Januar stuft das Robert-Koch-Institut (RKI) Ägypten als Hochinzidenzgebiet ein. Wer von dort zurückkommt, muss in Quarantäne; es sei denn die Person wäre vollständig geimpft oder von einer Covid-19-Erkrankung genesen. Das RKI traut den offiziellen Zahlen aus Kairo offenbar nicht. Denn die offiziell gemeldete Sieben-Tage-Inzidenz für Ägypten lag am Samstag bei 6,7 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner.

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