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17. September 2019 | 17:35 Uhr
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Cook vertagt abschließende Verhandlungen auf nächste Woche

Die Gespräche mit Gläubigern zur Genehmigung des Rettungsdeals unter Federführung von Banken und dem Großaktionär Fosun waren bereits für diese Woche erwartet worden. Nun hat Thomas Cook dafür den 27. und den 30. September angesetzt.

Thomas Cook Reisebüro Glasgow

Thomas-Cook-Reisebüro in Glasgow: 20.000 Mitarbeiter hoffen konzernweit auf eine erfolgreiche Rettung

In den USA hat der Konzern unterdessen Gläubigerschutz beantragt. Nach übereinstimmenden Medienberichten stellte Thomas Cook am 16. September vor einem New Yorker Gericht Antrag auf Schutz nach Kapitel 15. Dieses bewahrt ausländische Firmen während eines Sanierungsverfahrens vor Forderungen und Klagen ihrer US-Gläubiger. Zugleich veröffentlichte der Konzern eine Mitteilung, nach der am 27. und 30. September Details der Rekapitalisierung, die rechtliche Trennung von Veranstalter und Airline sowie die Umwandlung von Schulden in Beteiligungen geregelt werden sollen.

Stefanie Berk, Zentral- und Osteuropachefin von Thomas Cook, sagte bei einer Veranstaltung des Branchenmagazins "FVW", das Engagement der Banken und des Gesellschafters Fosun sei Thomas Cook bei dem geplanten Deal sicher. Verhandlungsbedarf bestehe aber noch bei "einigen Anleihegläubigern, die vielleicht die Möglichkeit sehen, für sich noch etwas mehr herauszuholen" zitiert das Blatt die Managerin. Nach einem Bericht des "Guardian" geht es dabei unter anderem um die Hedgefonds Sona und Xaia, die eine Lösung für von ihnen abgeschlossene Kreditausfallversicherungen verlangen.

Gläubiger müssen noch überzeugt werden

Thomas Cook benötigt zum Abschluss des geplanten Rettungsdeals die Zustimmung von Gläubigern, die Ansprüche von 75 Prozent der aufgelaufenen Schulden auf sich vereinen. Der Plan sieht vor, dass Fosun drei Viertel der Anteile am Veranstalter und ein Viertel der Anteile an den Airlines erhält. Die Banken sollen ihre Forderungen in eine Minderheitsbeteiligung am Veranstalter und eine Mehrheitsbeteiligung an den Airlines umwandeln. Zudem soll Thomas Cook mindestens eine Milliarde Euro zur Liquiditätssicherung erhalten.

Am Wochenende hatte die "Times"  berichtet,  die britische Luftfahrtbehörde bereite sich auf einen möglichen Zusammenbruch von Thomas Cook vor. Die Meldung wurde weder vom Konzern noch von der Behörde kommentiert.

TUI wirft ein Auge auf Condor

In eine andere Richtung laufen Spekulationen, die das "Handelsblatt" anstellt. Die Zeitung berichtet, TUI-Chef Fritz Joussen beabsichtige, frühere Pläne zur Bildung eines großen europäischen Ferienfliegers mit Condor wiederzubeleben. Als Dritter im Bunde könnte dabei der Low-Cost-Carrier Easyjet ins Spiel kommen, der sich um den Aufbau eines Veranstaltergeschäfts bemühe: "Tuifly und Condor werden unter Mitwirkung von Easyjet zu einer Ferienfluggesellschaft zusammengebunden. Easyjet würde für den Reisekonzern die Airlines betreiben, TUI wiederum das Veranstaltergeschäft für Easyjet", so die Gedankenspiele der Autoren. Allerdings ist bekanntlich auch Lufthansa an einer engeren Kooperation mit Condor interessiert, was eine Umsetzung erschweren könnte.

Vor jeder Konkretisierung solcher Gedankenspiele müsste Thomas Cook zunächst die erforderliche Mehrheit der Gläubiger für den Rettungsplan hinter sich bringen. Die Zeit drängt. Zum einen wird das Geld angesichts eines schwierigen Geschäftsumfeldes immer knapper und die anhaltenden Spekulationen über eine mögliche Pleite dürften ebenfalls die Einnahmen drücken. Zum anderen muss Thomas Cook am 1. Oktober von der britischen Luftfahrtbehörde eine Verlängerung der ATOL-Lizenz erhalten, die zur Kundengeldabsicherung in Großbritannien verpflichtend ist. Diese wird nur vergeben, wenn das Unternehmen die notwendige Liquidität für einen reibungslosen Geschäftsbetrieb nachweisen kann.

Christian Schmicke 

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