Das sind die Kernpunkte der Touristik-Tarifeinigung
Die DRV-Tarifgemeinschaft und Verdi haben sich auf einen neuen Gehaltstarifvertrag für die Touristik geeinigt. Die Tabellenentgelte sollen bis März 2026 spürbar steigen, ergänzt um Einmalzahlungen ab Mai 2025. Auch Auszubildende erhalten mehr Geld. Die Verdi-Mitglieder müssen dem Ergebnis noch bis 14. Dezember zustimmen.
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Nach zähem Ringen haben DRV-T und Verdi eine Einigung erzielt
Nach mehreren stockenden Gesprächsrunden und intensiven Nachverhandlungen per Telefon und E-Mail steht eine Einigung für die Touristik-Beschäftigten. Die DRV-Tarifgemeinschaft und Verdi haben sich auf einen neuen Gehaltstarifvertrag verständigt – den ersten seit 2018. Verdi spricht von einer "schwierigen und langwierigen Tarifrunde", deren Details die Verhandlungspartner bis zuletzt abgestimmt hätten.
Deutliche Steigerungen der Tabellenwerte
Kern des Ergebnisses sind umfangreiche Entgelterhöhungen. Gegenüber der zuletzt 2018 verhandelten Tariftabelle steigen die Gehälter je nach Tätigkeit um 12,1 bis 37,8 Prozent bei Veranstaltern sowie um 12,1 bis 42,8 Prozent im Reisebüro. Zum 1. März 2026 ist ein weiterer Schritt vorgesehen: Die Tabellenentgelte steigen um 4,6 Prozent, mindestens jedoch um 165 Euro im Monat oder auf 14,28 Euro pro Stunde. Bereits gewährte Erhöhungen von drei und vier Prozent werden rückwirkend zum 1. Juni 2025 in die Tabelle überführt.
Die hohen Maximalwerte von 37,8 und 42,8 Prozent in der Tariftabelle gelten übrigens für die besonders niedrigen Lohngruppen. Bei ihnen war offensichtlich noch viel Luft nach oben, um den angestrebten Mindesttariflohn von 14,28 Euro zu erreichen.
Einmalzahlungen bis Februar 2026
Für die Zeit von Mai 2025 bis Februar 2026 ist eine monatliche Einmalzahlung von 100 Euro bei Vollzeit vereinbart. Diese wird auf vorhergehende Leistungen angerechnet, die im Vorfeld der Tariferhöhung gezahlt wurden. Bei Dertour bedeutet das noch 200 Euro im März, während Beschäftigte bei TUI 4 U aufgrund höherer Ausgangsgehälter eine Einmalzahlung von 400 Euro erhalten.
Auch Auszubildende profitieren: Ihre Vergütungen steigen zum 1. März 2026 auf 934 im ersten Jahr, 1.053 Euro im zweiten Jahr und 1.207 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Für die Monate September 2025 bis Februar 2026 ist für sie zudem eine Einmalzahlung von 30 Euro pro Monat vorgesehen.
Neue Regelungen zu Zulagen
Neben der Anhebung der Tabellenentgelte wurden weitere Punkte vereinbart. Dazu gehören vermögenswirksame Leistungen, die ab März 2026 bundesweit einheitlich 26,59 Euro für Beschäftigte und 13,29 Euro für Auszubildende betragen sollen. Die Leistungsstufe 5 wird fest in die Tabelle überführt und damit zum dauerhaften Gehaltsbestandteil.
Kontrovers diskutiert wurde die Einführung einer neuen erfolgsabhängigen Zulage im Reisebüro. Sie bemisst sich am individuellen Umsatz und kann zwischen zwei und sechs Prozent liegen, wenn das Umsatzziel vollständig erreicht oder übertroffen wird. Dieses Ziel setzt sich laut Verdi in der Regel aus den Vorjahresumsätzen des Teams plus erwarteter Preissteigerung zusammen. Die bisherige Möglichkeit einer leistungsabhängigen Bezahlung nach § 3a des Tarifvertrags entfällt.
Erste Bewertung und Ausblick
In der Branche hatten sich Unmut und Forderungen nach einem Ergebnis zuletzt deutlich verstärkt. Beschäftigte der Dertour Group hatten sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung gewandt. Dertour ist das größte Mitglied der DRV-Tarifgemeinschaft. Verhandlungsführerin Sonja Austermühle betonte, die Kommission habe "vor dem Hintergrund einer begrenzten Verhandlungsmacht" das bestmögliche Resultat erzielt. In der Tat ist die Anzahl der Verdi-Mitglieder in der Touristik überschaubar. Das hatte auch ein Warnstreik bei Dertour und TUI 4 U Ende Juli gezeigt, der nur eine überschaubare Wirkung entfaltete.
Auf wie viele Beschäftigte in der Touristik sich der neue Tarifvertrag direkt auswirkt, ist unklar. Die DRV-Tarifgemeinschaft hält sich zu der Frage, welche Unternehmen ihr angehören, bedeckt. Branchengrößen wie TUI zählen nicht dazu und setzen auf eigene Haustarife. Stärker als der unmittelbare Effekt dürfte daher die Signalwirkung des Abschlusses sein.
Die DRV-Tarifgemeinschaft äußert sich noch nicht zum erzielten Abschluss. Sprecher Peter Hampel erklärt auf Anfrage von Reise vor9, die Tarifgemeinschaft stehe dahinter. Man wolle sich aber vor dem endgültigen Abschluss des Prozesses nicht zu Details äußern.
Zustimmung der Mitglieder steht noch aus
Die Verdi-Mitglieder können bis Sonntag, 14. Dezember, 20 Uhr, über die Annahme des Ergebnisses abstimmen. Auch Nicht-Mitglieder dürfen sich beteiligen. Vorab informiert die Gewerkschaft am 10. Dezember in einer digitalen Sitzung über die Details. Die Tarifparteien müssen den Abschluss anschließend bis 17. Dezember formell bestätigen. Der neue Tarifvertrag ist frühestens zum 31. Dezember 2026 kündbar.
Die Bundestarifkommission Touristik von Verdi hat die wichtigsten Punkte auf einer Infoseite zusammengefasst.
Christian Schmicke