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7. August 2025 | 17:39 Uhr
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Deutschlandticket wackelt schon wieder

Das Bundeskabinett hat grünes Licht für die Verlängerung der Deutschlandticket-Finanzierung bis 2026 gegeben. Bund und Länder wollen jeweils 1,5 Milliarden Euro beisteuern. Damit wäre der bisherige Zuschussrahmen gesichert. Doch Verkehrsunternehmen und Länder sehen weiterhin eine Finanzierungslücke.

Regionalbahn

Beliebt, aber nicht unumstritten: 13,5 Millionen Abonnenten hat das Deutschlandticket aktuell

Seit der Preiserhöhung zu Jahresbeginn von 49 auf 58 Euro pro Monat verzeichnet das Deutschlandticket rund 13,5 Millionen Abonnenten. Damit wurde das politische Ziel von 15 Millionen bislang verfehlt. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist es aber bereits ein Erfolg, dass die Zahlen nach der Preissteigerung nicht gesunken sind. Aus Branchensicht reicht das jedoch nicht aus. Für einen wirklichen Beitrag zur Verkehrswende und zur Stärkung des regionalen Tourismus seien höhere Verkaufszahlen notwendig. Nach Berechnungen des VDV beläuft sich das tatsächliche Defizit auf mindestens 3,5 Milliarden Euro jährlich.

Länder fordern klare Zusagen vom Bund

Mehrere Länder drängen nach Informationen des NDR auf langfristige Planungssicherheit. Schleswig-Holsteins Verkehrsministers und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) betont, dass die aktuelle Finanzierung nicht ausreiche. Kürzungen beim Zugangebot seien die Folge. Auch Niedersachsens Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) warnt vor einem Dominoeffekt: "Ein höherer Preis bedeutet weniger Kunden – und gefährdet das Ticket als Ganzes." Er lehnt Preiserhöhungen ab und fordert einen automatischen Ausgleich der Defizite durch Bund und Länder.

Aus Mecklenburg-Vorpommern kommt Unterstützung für die Verlängerung – aber auch Kritik. Staatssekretärin Ines Jesse sieht im aktuellen Beschluss keine Lösung für die Folgejahre. Sie plädiert für ein attraktiveres Angebot und eine Erweiterung des Tickets für Zielgruppen wie Studierende und Jobpendler. Zugleich müsse der Bund stärker eingebunden werden, um zusätzliche Finanzmittel zu sichern. Eine Koordinierungsgruppe aus Bund und Ländern soll in den kommenden Monaten Vorschläge erarbeiten.

DTV warnt vor Akzeptanzverlust

Auch aus touristischer Sicht wird vor einem Preisanstieg gewarnt. "Mit Blick auf die allgemeine Teuerung dürfen Preiserhöhungen nicht die Akzeptanz des Tickets gefährden", mahnt Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV). Mobilität dürfe nicht zur Belastung für private Haushalte werden. Sollte eine Preiserhöhung unvermeidlich sein, müsse diese maßvoll ausfallen und dürfe nicht an die Steigerung zu Jahresbeginn anknüpfen.

Die Verlängerung der bisherigen Finanzierung auf 2026 sichert den Fortbestand des Deutschlandtickets kurzfristig. Für die Jahre danach bleibt die Finanzierung aber ungeklärt. Das nächste Treffen der Verkehrsminister ist für den Herbst geplant. Bis dahin dürfte die Debatte über Preis, Nutzerzahlen und die Finanzierungsverantwortung weitergehen.

Christian Schmicke

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