Tägliche News für die Travel Industry

21. September 2025 | 09:27 Uhr
Teilen
Mailen

Neue Bahnchefin kommt aus dem Regionalverkehr

Die Bahn bekommt nach Medienberichten erstmals eine Frau an der Spitze: Evelyn Palla soll auf Richard Lutz folgen. Die Südtirolerin führt seit 2022 den Regionalverkehr des Konzerns und brachte die Sparte zurück in die Gewinnzone. Auf Palla warten große Herausforderungen: marode Infrastruktur, unpünktliche Züge und rote Zahlen im Fern- und Güterverkehr.

Palla Evelyn

Evelyn Palla ist designierte Bahnchefin

Die Deutsche Bahn steht offenbar vor einem historischen Wechsel: Zum ersten Mal soll eine Frau den Vorstandsvorsitz des Staatskonzerns übernehmen. Evelyn Palla, bislang Vorständin für den Regionalverkehr, soll auf den bisherigen Bahnchef Richard Lutz folgen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf Regierungskreise. Zuerst hatte Bild die Personalie öffentlich gemacht. Das Bundesverkehrsministerium wollte die Personalie zunächst nicht bestätigen, eine offizielle Positionierung ist für Montag angekündigt.

Die Entscheidung für Palla, die in dieser Woche 52 Jahre alt wird, gilt als überraschend, da viele Beobachter mit einem Manager von außerhalb gerechnet hatten. Doch die Südtirolerin habe sich in den vergangenen Jahren innerhalb des Konzerns einen Namen gemacht, heißt es. Seit 2019 arbeitet sie für die Bahn, zunächst im Fernverkehr, seit 2022 als Chefin von DB Regio. Dort gelang es ihr, die Sparte nach einem Verlust von 22 Millionen Euro im Jahr 2023 nur ein Jahr später mit 108 Millionen Euro in die Gewinnzone zu führen.

Breite Erfahrung und nahbarer Führungsstil

Die Betriebswirtin bringt internationale Erfahrung mit, unter anderem aus Stationen bei Infineon, Eon und den Österreichischen Bundesbahnen. Konzernintern gilt sie als durchsetzungsstark und ehrgeizig. Zugleich wird sie als nahbar beschrieben. Mitarbeiter schätzen laut Medienberichten ihre Besuche in Werken oder Ausbildungsstätten, wo sie Interesse für die Arbeitsbedingungen zeige. So habe sich Palla auf dem Eisenbahnertag der Gewerkschaft EVG unter die Beschäftigten gemischt und sei mit auf das Nürnberger Volksfest gefahren.

Die Aufgaben, die auf Palla warten, sind groß. Die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr sind miserabel, im August erreichten nur etwa 60 Prozent der Züge ihr Ziel mit weniger als sechs Minuten Verspätung. Das Schienennetz gilt als marode, die Verluste in mehreren Sparten sind erheblich. Lutz hatte vor einem Jahr ein Sanierungsprogramm mit dem Titel "S3" vorgelegt, das Verbesserungen bei Pünktlichkeit, Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit versprach. Die erhofften Effekte blieben weitgehend aus.

Neue Strategie aus dem Verkehrsministerium

Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hatte die Ablösung von Lutz mit der dramatischen Lage des Konzerns begründet. Am Montag will er zusammen mit der Personalentscheidung auch Eckpunkte einer neuen Bahnstrategie vorstellen. Die Bahn müsse pünktlich, sicher und sauber sein, betont Schnieder. Zudem solle sie schneller, schlanker und wirtschaftlicher werden. Welche konkreten Maßnahmen geplant sind, sollte am Montag deutlicher werden.

Christian Schmicke

Newsletter kostenlos bestellen

Ja, ich möchte den Newsletter täglich lesen. Ich erhalte ihn kostenfrei und kann der Bestellung jederzeit formlos widersprechen. Meine E-Mail-Adresse wird ausschließlich zum Versand des Newsletters und zur Erfolgsmessung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Damit bin ich einverstanden und akzeptiere die Datenschutzerklärung.