Oberster Verbraucherschützer wirft LH "Spiel auf Zeit" vor
Schweres Geschütz fährt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller (Foto), gegen die Erstattungspraxis von Lufthansa bei abgesagten Flügen auf. Die schleppende Bearbeitung sei nicht auf Unfähigkeit zurückzuführen, sondern Vorsatz, so der Verbraucherschützer.
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Im Interview mit der "Rheinischen Post" erklärte Müller, es gebe bislang nur "vereinzelte Erstattungen". Eigentlich müssen Kundengelder bei Flugabsagen binnen sieben Tagen zurücküberwiesen werden. Dass "selbst die Lufthansa, die wir Steuerzahler mit neun Milliarden Euro stützen", es "bisher nicht auf die Reihe" kriege, ihren Kunden das Geld zurückzugeben, sei ein "Spiel auf Zeit", so Müller. Ein Beleg dafür sei die "Abschaltung automatisierter Erstattungssysteme".
Der VZBV-Vorstand attackierte auch das Luftfahrtbundesamt und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer scharf, dem das Amt untersteht. Die Behörde habe "in ihrer Aufsichtsfunktion versagt", so Müller. "Bußgelder, die eigentlich fällig wären, gibt es nicht“, kritisiert er. Das Verkehrsministerium werde "seiner Verantwortung gegenüber Millionen von Reisenden nicht gerecht".
Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister hatte kürzlich gegenüber der "FAZ" erklärt, die schleppenden Rückerstattungen seien auf die Komplexität vieler Fälle zurückzuführen. Hätte man die automatisierten Erstattungsfunktionen weiterarbeiten lassen, wären damit auch ungerechtfertigte Erstattungsforderungen im Umfang eines dreistelligen Millionenbetrages durchgewunken worden, sagte er. Dass es sich um eine Verzögerungstaktik handele, stritt Hohmeister ab.
Christian Schmicke
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