TUI-Chef Ebel kritisiert Regulierung und setzt auf KI
TUI-Chef Sebastian Ebel (Foto) kritisiert in der FAZ die deutsche Politik und warnt vor immer mehr Regulierung. Strategisch setzt TUI auf KI-gestützten Vertrieb bis hin zur Buchung über Agenten wie Chat GPT, auf eigene Hotel- und Kreuzfahrtmarken sowie internationale Expansion. In Deutschland bremsten aus Sicht Ebels Bürokratie, Abgaben und Standortbedingungen Investitionen.
TUI Group
Sebastian Ebel wünscht sich eine Legislaturperiode ohne neue Gesetze
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Ebel fordert im FAZ-Interview (Abo) nicht weniger als eine politische Kehrtwende: "Mutig wäre eine Legislaturperiode ohne neue Gesetze“, sagt er. Es gehe um weniger Bürokratie und eine "Inventur" bestehender Vorschriften. Deutschland habe "sehr schwierige Standortbedingungen", Abgaben auf Flüge seien stark gestiegen. "Ich habe den Eindruck, wir sind auf der Titanic … und keiner tut etwas", sagt der CEO. In Brüssel sehe er eine Verwaltung, die "immer weiter" reguliere. Ansätze in der Novelle der Pauschalreiserichtlinie könnten eine Branche "kaputt machen", auch wenn problematische Vorschläge im jüngsten Entwurf fehlten.
Vertrieb im Wandel durch KI
Ebel erwartet, dass KI den Reisevertrieb „deutlich“ verändert. Google verliere an Bedeutung, Impulse kämen stärker über Tiktok oder KI-Agenten. TUI bereite Buchungen direkt über Agenten wie Chat GPT vor; in "maximal zwölf Monaten" rechnet Ebel mit vollintegrierten Lösungen, sobald Standardschnittstellen verfügbar seien. Stationäre Partner blieben wichtig: TUI verweist auf eigene Filialen, Franchisepartner, mobile Berater und angebundene Agenturen.
TUI erweitert das Portfolio über klassische Strandpauschalen hinaus. Im Winter fliegt Tuifly aus Deutschland in schwedische Skigebiete, Finnland folgt. Freie Winterkapazitäten sollen besser genutzt und das Saisongefüge ausgeglichen werden. Exklusive Inhalte wie eigene Hotel- und Kreuzfahrtmarken sowie relevante Ausflüge sollen die Marke differenzieren.
Deutschland als schwieriger Standort
Investitionen in Deutschland prüfe TUI "zwei- oder dreimal". Ebel nennt Bürokratie- und Energiebeispiele: In der Türkei versorgten Solarparks Hotels autark und günstig; in Deutschland sei das Modell durch Abgabe- und Rückkaufmechaniken unattraktiver. Dänemark gelte ihm als positives Referenzmodell mit weitgehend automatisierten Behördenprozessen. Gleichzeitig betont Ebel die Verbundenheit mit dem Standort, verweist aber auf bessere Rahmenbedingungen etwa in Porto.
Christian Schmicke