Veranstalter warnen von Engpässen bei USA-Reisen
Vom 8. November an sind die USA wieder bereisbar. Doch das Interesse deutscher Kunden an USA-Reisen trifft auf eine starke inneramerikanische Nachfrage. Die Reiseveranstalter bereiten ihre Kunden auf steigende Preise vor und raten, frühzeitig zu buchen.
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In der Nacht, nachdem die Grenzöffnung der Vereinigten Staaten für Touristen zum 8. November angekündigt worden sei, habe sein Veranstalter so viel Anfragen erhalten, wie zuvor normalerweise in zwei Wochen, berichtet Tilo Krause-Dünow, Chef des Nordamerika-Spezialisten Canusa. Diese Entwicklung habe sich auch in den Folgetagen fortgesetzt.
Hals über Kopf in die USA reisen will aber offenbar nur ein kleinerer Teil der Gäste. Das Gros der Buchungen ziele auf Reisen im nächsten Sommer, sagt Krause-Dünow. Für Florida und Hawaii gebe es indes auch für den Winter eine Nachfrage. Der Winter werde noch schwach werden, vermutet America-Unlimited-Chef Timo Kohlenberg: "Bei uns gab es förmlich eine Explosion für den Frühling und Sommer", berichtet er.
Hauptnachfrage für Sommer 22
Ähnlich präsentiert sich das Bild auch bei America Unlimited, DER Touristik, FTI und TUI. Ulrich Brandner, Chef der Reiseagentur Brandner im baden-württembergischen Fellbach, sieht das Gros der Nachfrage ebenfalls für den nächsten Frühling und Sommer. Studienreisespezialist Studiosus steigt laut Yield-Manager Edwin Doldi ohnehin saisonbedingt erst im Frühling wieder ins Nordamerika-Geschäft ein.
US-Experte Brandner rät, dazu, "nicht voreilig zu handeln und vielleicht erst einmal abzuwarten, wie sich die Lage in den nächsten Wochen nach der Grenzöffnung entwickelt". Mit dieser Empfehlung ist er allerdings eher die Ausnahme. Zwar sagt auch FTI-Nordamerika-Chef Florian Renner, es seien noch nicht alle Details hinsichtlich der Einreiseregularien geklärt. Doch andererseits rät er zu frühzeitigen Buchungen. Aufgrund der nach wie vor hohen Binnennachfrage in den USA könne es vereinzelt zu eingeschränkten Kapazitäten kommen, sowohl bei den Hotels als auch bei Mietwagen und Campern, so Renner. Eine frühzeitige Buchung empfehle sich vor allem für Urlauber, die einen fixen Reisezeitraum in den Ferienzeiten anvisierten.
Steigende Preise und Angebotsengpässe
Preissteigerungen und Angebotsengpässe sehen auch andere Anbieter auf sich und die Kundschaft zukommen. Auf alle Fälle werde es teurer werden, sagt Brandner. So seien etwa die Hotelpreise auf Hawaii um 30 bis 40 Prozent gestiegen, merkt er an. "Früh buchen lohnt sich, denn gerade in den beliebten Nationalparks sind die Unterkunftskapazitäten begrenzt“, heißt es auf Anfrage auch von TUI.
Die Kapazitäten, zum Beispiel bei Wohnmobilen würden für 2022 knapp, sagt Krause-Dünow. Die Lieferketten bereiteten Probleme. Auch Kohlenberg prognostiziert höhere Tarife in der Sparte Mietwagen. Bei den dynamischen Hotelpreisen gehe er ebenfalls von steigenden Preisen aus, sobald die Nachfrage und Buchungslage steige, erwartet Krause-Dünow. Wer 2022 plane, eine USA-Reise zu machen, solle diese "bald mit seinem Reisebüro angehen", so der Canusa-Chef. Die internationale Nachfrage treffe auf eine starke inneramerikanische Nachfrage.
Preisbild und Wechselkurse bestimmen Entwicklung
Wann das Nordamerika-Geschäft wieder das Niveau von 2019 erreicht, ist indes ungewiss. Philipp Detmer, Director Nordamerika bei DER Touristik, greift für seine Prognose auf Erfahrungswerte zurück. "Der größte Faktor ist immer das Preisbild durch Angebot und Nachfrage im heimischen US-Markt sowie die Wechselkurse", erklärt er. Daher seien frühere Werte durchaus erreichbar, wenn die Rahmenbedingungen stimmten – "wenn auch mutmaßlich noch nicht in 2022".
"Die Nachfrage wird wieder deutlich anziehen, aber das Niveau von 2019 wird so schnell nicht erreicht werden. Das geben meines Erachtens auch die Flugkapazitäten gar nicht her", vermutet Brandner. "Der Reisepreis pro Kunde wird in die Höhe gehen, das haben wir bereits während der Pandemie gesehen", glaubt Kohlenberg. Es würden weniger Reisen, dafür hochwertigere. Das Vorkrisen-Niveau sehe er erst wieder in 2023, so der America-Unlimited-Chef. Canusa-Mann Krause-Dünow schätzt die Lage ähnlich ein. 2022 rechne er mit 75 bis 80 Prozent des Volumens von 2019. Im Folgejahr könnte es wieder erreicht werden.
Christian Schmicke