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22. Mai 2023 | 15:39 Uhr
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Mailen

Warum die ÖBB mit Nachtzügen in Europa Erfolg hat

Nachtzug statt Billigflieger – umweltschonendes Reisen liegt im Trend. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sind Marktführer in Europa mit ihrer Schlaf- und Liegewagenflotte. Anders als die Deutsche Bahn haben die Wiener ihre Hotels auf Rädern zum Erfolgsmodell gemacht – und das Streckennetz wächst weiter.

ÖBB Nightjet Dämmerung Foto ÖBB Harald Eisenberger.jpg

Die blauen Nightjets der Österreichischen Bundesbahnen düsen durch ganz Europa

Derzeit verbinden 38 Nightjets der ÖBB über Nacht viele attraktive Städte in Mitteleuropa. Im Zentrum steht das Drehkreuz Wien, aber auch von und nach Deutschland gibt es attraktive Verbindungen. Zum Beispiel zwischen Stuttgart und Venedig, München und Rom sowie Berlin und Zürich. 

Auf der Sparschiene sind Sitzplätze bei früher Buchung schon ab knapp 30 Euro erhältlich. Liege- und Schlafwagen kosten deutlich mehr, dafür spart man Hotelkosten und reist bequem im Schlaf ans Ziel. Wer mehr zahlt, genießt Komfort wie eine Zweierkabine mit eigener Toilette und Dusche. Günstiger sind 6er-oder 4er-Abteile, wo es eng zugehen kann. Ein kleines Frühstück ist meist inklusive.      

Weitere Nightjets im Anrollen

Die ÖBB haben für mehrere hundert Millionen Euro insgesamt 33 neue Nightjets bei Siemens bestellt, die ab Sommer schrittweise ausgeliefert werden und bis 2026 ein fast verdoppeltes Angebot ermöglichen. Die komplett neuentwickelten Züge sollen mehr Komfort, Privatsphäre und Laufruhe bieten und die Nachfrage weiter ankurbeln.

Auch andere Länder wie Schweden und Norwegen rüsten ihre Staatsbahnen mit neuen Nachtzugflotten aus. In Deutschland dagegen investierte der DB-Konzern über viele Jahre kaum noch in das komplexe Geschäft, stieg 2017 ganz aus. Heute lässt die Deutsche Bahn eigene Sitzwagen bei den ÖBB-Nightjets mitfahren und zahlt dafür.

Außerhalb Österreichs kooperiert die ÖBB noch mit anderen Bahnen, nach Rom und Venedig zum Beispiel mit Trenitalia. Italiens Staatsbahn ist ab der Grenze der kommerzielle Betreiber, deren Zugchef kommt dann an Bord und ist für den Betrieb verantwortlich.

Bald von Berlin über Nacht nach Paris

Nachtzugverbindungen erfolgreich zu machen, ist schwierig angesichts der Konkurrenz durch Billigflieger und Hochgeschwindigkeitszüge, die Städte in wenigen Stunden verbinden. Die EU-Kommission wünscht sich zehn neue Linien, dazu sollen Länder und Bahnunternehmen kooperieren. Die ÖBB will schon bald Nachtzüge zwischen Berlin und Paris sowie Brüssel fahren lassen. Der genaue Start ist noch offen.

Zusammen mit den Nightjets nach Wien und Zürich wird dann die Spree-Metropole vier ÖBB-Nachtverbindungen haben. Auch Ziele in Skandinavien wären machbar, sagt Rieder, doch der private Anbieter Snälltaget sowie die schwedische Staatsbahn SJ fahren bereits ab Berlin nach Stockholm.

Auch gen Westeuropa bis nach Spanien sind schnelle Nachtzugverbindungen möglich. Zum Beispiel wäre Barcelona schon jetzt ab Zürich, Stuttgart oder Frankfurt in einer längeren Fahrt erreichbar. Doch Frankreich sperrt bisher seine Hochgeschwindigkeitsstrecken in der Nacht komplett zu und es ist zudem ein mühsamer Prozess, bis internationale Züge für die unterschiedliche Infrastruktur anderer Länder zugelassen sind.

Thomas Wüpper

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