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7. Juli 2023 | 14:14 Uhr
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Warum Solamento die RTK verlässt

Sascha Nitsches mobile Vertriebsorganisation verlässt im Zuge des Datenskandals zum Ende des Geschäftsjahres die RTK. Der intensive, unrechtmäßige Datenfluss von RTK zu FTI habe das Vertrauen in die Akteure erschüttert, erklärt der Solamento-Chef im aktuellen Reise vor9 Podcast.

Nitsche Sascha

Sascha Nitsche hat Pläne zu einer möglichen Neuorganisation des Vertriebs

Solamento habe keinen Fünf-Jahres-Vertrag mit der RTK geschlossen; deshalb sei es einfach gewesen, die Zusammenarbeit fristgerecht zu beenden, sagt Nitsche. Kurz bevor die Sache an die Öffentlichkeit geraten sei, habe er Listen gesehen, aus denen ersichtlich gewesen sei, in welchem Ausmaß aufgeschlüsselte Buchungsdaten seiner mobilen Reiseverkäufer an FTI weitergereicht worden seien. "Das ist keine Basis für eine Zusammenarbeit", habe er den RTK-Chefs Thomas Bösl und Lars Helmreich deutlich gemacht.

Er selbst habe den Austritt aus der RTK nicht an die Öffentlichkeit gebracht, versichert Nitsche. Der Entschluss sei aber für ihn unumstößlich gewesen. "Wenn Du verhandelst und Dein Gegenüber weiß alles über Dich, ohne dass du davon weißt – das geht einfach nicht", unterstreicht der Solamento-Chef. Zwar habe FTI die Daten "wohl nicht optimal genutzt", um Marktverhältnisse entscheidend zu beeinflussen, vermutet Nitsche. Wie hoch der Schaden sei, der anderen Veranstaltern entstanden sei, wisse er nicht, aber: Der Datenfluss ohne Einwilligung und mitgelieferte Analysen reichten aus, um das frühere Vertrauensverhältnis zu zerstören.

"Godfather of Vertrieb" verletzt Fairplay-Regeln

Bitter stößt Nitsche in diesem Zusammenhang auf, dass es gerade RTK und der Kooperationsverbund QTA, für den RTK die Vertriebskonditionen aushandelt, gewesen seien, die das Thema Fairplay ganz hoch aufgehängt hätten. Die sogenannten Fairplay-Partnerschaften mit Veranstaltern sollten den Reisebüros gute Provisionen und den Veranstaltern mehr Präsenz am Counter sichern. Thomas Bösl sei "der Konsul des Vertriebs, Godfather of Vertrieb" und habe diesen "quasi repräsentiert", so der Unternehmer.

Die Krise der RTK hinterlasse nun einen "luftleeren Raum", sagt Nitsche. Das bereite ihm durchaus Sorge. Die Veranstalter wollten zwar mit Reisebüros zusammenarbeiten, aber nicht mit jeder Einzelagentur separate Konditionen aushandeln. Zudem sei eine gewisse Verhandlungsmacht auf Seiten des Vertriebs notwendig, um das Kräftespiel zwischen Veranstaltern und Vertrieb auszubalancieren.

Organisiert sich der Vertrieb neu?

Er könne sich durchaus vorstellen, eine Alternative zur aktuellen Organisationsform des Reisevertriebs mit aufzubauen – eine Plattform mit "fairen, transparenten Lösungen und Incentives für die, die es verdienen", berichtet der Solamento-Chef. Vieles werde aber davon abhängen, wie sich die Affäre weiter entwickele. Die fehlende Kommunikation seitens des Vertriebsverbundes sei für ihn "schwer zu ertragen", so Nitsche. Offenbar habe sich die RT-Führung nicht von Kommunikationsexperten, sondern ausschließlich von Juristen beraten lassen.

"Durch Nicht-Kommunikation entstehen Spielräume", sagt der Reiseprofi, der sich zu seinen Plänen noch nicht so richtig in die Karten schauen lassen will. Mehr zu Solamento, aktuellen Entwicklungen im mobilen Vertrieb und der RTK-FTI-Datenaffäre hören Sie im aktuellen Reise vor9 Podcast.

Christian Schmicke

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