Wie die Bahn wieder in die Spur kommen soll
Verkehrsminister Patrick Schnieder (Mitte) hat Evelyn Palla (rechts) als neue Bahnchefin vorgestellt. Die bisherige Regio-Chefin soll den Konzern schlanker machen und das Kerngeschäft stärken. Der Vorstand schrumpft von acht auf sechs Posten. Drei Sofortprogramme zu Sauberkeit, Kommunikation und Komfort sollen schnell spürbare Verbesserungen für die Fahrgäste bringen.
BMV
Der neue DB Infra-Go-Chef Dirk Rompf, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und die neue DB-Chefin Evelyn Palla wollen die Bahn auf Erfolgskurs bringen
Bundesverkehrsminister Schnieder hat die "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene" vorgestellt und zugleich einen personellen Umbau bei der Deutschen Bahn angekündigt. Evelyn Palla, bislang Chefin von DB Regio, soll, wie bereits am Wochenende bekannt wurde, neue Konzernchefin werden. "Wir nehmen heute den Taktstock für eine neue Ära in die Hand", sagte Palla in Berlin. Sie kündigte an, den Fokus stärker auf das Kerngeschäft Eisenbahn zu legen und Beteiligungen sowie Bürokratie abzubauen. "Wir räumen auf", erklärte die Managerin.
Neuer Zuschnitt im Vorstand
Der Konzernvorstand wird von acht auf sechs Mitglieder verkleinert. Die Ressorts Infrastruktur sowie Digitalisierung und Technik entfallen. Vorständin Daniela Gerd, Tom Markotten und Infrastrukturvorstand Berthold Huber müssen den Konzern verlassen. Ihre Aufgaben sollen künftig auf die Geschäftsfelder verteilt werden. Noch offen ist, wer den vakanten Finanzposten übernimmt. Schnieder ließ die Entscheidung in Absprache mit dem Aufsichtsrat bewusst offen: "Da muss Frau Palla dann ihr Team zusammenstellen."
Auch die gemeinwohlorientierte Tochter Infra Go erhält eine neue Spitze. Philipp Nagl wird durch Dirk Rompf ersetzt, der bereits Vorstand der DB Netz war. Rompf ist derzeit Geschäftsführer einer Beratungsfirma. Seine Berufung stößt allerdings dem Vernehmen nach auf Widerstand der Gewerkschaft EVG, die im Aufsichtsrat vertreten ist und dem Umbau skeptisch gegenübersteht.
Sofortprogramme für Reisende
Parallel zu den Strukturreformen sollen drei Sofortprogramme spürbare Verbesserungen für Fahrgäste bringen. Ab 2026 will die Bahn Sicherheit und Sauberkeit in Bahnhöfen ausbauen, etwa durch mehr Personal und Technik. Die Kundenkommunikation soll modernisiert und vereinheitlicht werden, damit Informationen über Verspätungen oder Fahrplanänderungen schneller verfügbar sind. Zudem sollen Fernzüge ab 2026 messbar komfortabler werden – mit funktionierenden Bordbistros, sauberen Sanitäranlagen und verbesserter Ausstattung.
Finanzierung unter neuer Kontrolle
Schnieder betont, dass der Bund künftig stärker steuern will. Rund 100 Milliarden Euro stellt er bis 2029 für die Schiene bereit. Die Mittel sollen jedoch nicht mehr pauschal fließen, sondern über eine neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung ab 2027 an konkrete Projekte gebunden werden. "Keine Blankofinanzierung mehr für die Bahn", lautet das Ziel.
Auch die Vorstände sollen über ihre Vergütung stärker in die Pflicht genommen werden. Boni sollen nur fließen, wenn vereinbarte Ziele wie Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit tatsächlich erreicht werden.
Einbeziehung des Sektors
Neben DB und Bund will Schnieder auch den gesamten Bahnsektor enger einbinden. Dazu soll die Taskforce "Zuverlässige Bahn" konkrete Maßnahmen erarbeiten, um Engpässe schneller zu beseitigen. Außerdem soll der Sektorbeirat gesetzlich verankert werden, um den Austausch mit Wettbewerbern, Aufgabenträgern und Gewerkschaften verbindlicher zu gestalten.
Ob die Personalentscheidungen und Reformen greifen, muss sich in den kommenden Jahren zeigen. Palla selbst sprach von einem "Marathon" bei der Sanierung der Bahn. Bis Ende 2029 soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr wieder auf mindestens 70 Prozent steigen – das erste Etappenziel auf dem Weg zu einem zuverlässigeren Schienennetz.
Christian Schmicke