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19. November 2025 | 13:47 Uhr
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Wie ein Touristikverband den Kopf aus der Schlinge zog

Nachdem sein Aus schon nahezu besiegelt war, erhält der Touristikverband Siegen-Wittgenstein eine neue Perspektive. Ein Zukunftsworkshop, intensive Gespräche und ein neues Selbstverständnis hätten den politischen Kurs gedreht, sagt Geschäftsführer Daniel Letocha (Foto).

Letocha Daniel

Daniel Letocha, derzeit Geschäftsführer des Touristikverbands Siegen-Wittgenstein, wechselt im Januar zur Tourismus & Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler

Der Kreistag habe ein Strategiepapier einstimmig verabschiedet, das den Verband neu ausrichte und stärker mit Regionalmarketing, Kultur, Mobilität und Wirtschaft verzahne, so der Tourismuswerber weiter. Dabei stand der Touristikverband Siegen-Wittgenstein Anfang 2024 vor dem Ende. Der Kreistag wollte die Finanzierung einstellen. Geschäftsführer Letocha war zu diesem Zeitpunkt erst eine Woche im Amt. Die Entscheidung wertet er rückblickend nicht als Angriff auf seine Person, sondern als Ausdruck grundsätzlicher Unzufriedenheit mit Sichtbarkeit und Wirkung des Verbands.

Intensive Gespräche

Er habe früh das Gespräch mit Politik, Kommunen und touristischen Akteuren gesucht, sagt Letocha rückblickend. Er stellte den Verband in Ausschüssen vor und versuchte, Vertrauen zurückzugewinnen. "Wo können wir selbst ansetzen?" sei die zentrale Frage gewesen, so der Tourismuswerber. Ein Teil der Skepsis habe im politischen Raum gelegen, doch vor allem hätten viele Stellschrauben innerhalb der eigenen Organisation eine Rolle gespielt.

Laut Letocha lag der entscheidende Wendepunkt in einer "veränderten Perspektive". Tourismus bedeute in Siegen-Wittgenstein nicht das Steuern großer Besucherströme, erläutert er. Vielmehr gehe es darum, den Lebensraum zu gestalten. Wanderwege, Natur- und Kulturangebote würden vor allem von Einheimischen genutzt und stärkten die Lebensqualität. Das wiederum binde Fachkräfte und halte Menschen in der Region.

Tourismus könne so nach außen als Einladung wirken und nach innen als Beitrag zu einem attraktiven Umfeld, fast der Verbandschef zusammen.

Zukunftsworkshop als Auslöser

Im Sommer 2024 folgte ein Zukunftsworkshop mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Tourismuswirtschaft und weiteren Partnern. Begleitet worden sei der Prozess vom Team des Beratungsunternehmens Realizing Progress. Die Ergebnisse flossen in eine politische Vorlage, die den Auflösungsbeschluss zunächst stoppte. Im Herbst ging sie in den Kreistag.

Seitdem arbeitet der Verband gemeinsam mit Kommunen, Kreisverwaltung und regionalen Partnern an der Neuausrichtung. Vor einigen Tagen verabschiedete der Kreistag das Strategiepapier einstimmig. Damit ist der Weg frei für die Umsetzung, erklärt Letocha, der zum Jahreswechsel als Geschäftsführer zur Tourismus & Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler wechselt. Neben der inhaltlichen Neuausrichtung soll sein Noch-Arbeitgeber künftig stärker mit Regionalmarketing, Kultur, Mobilität und Wirtschaft verknüpft werden.

Christian Schmicke

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