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19. Januar 2023 | 18:46 Uhr
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Destinationen setzen auf Diversifizierung

Reiseländer wollen ihre Attraktionen abseits der ausgetretenen Pfade deutlich stärker ins Marketing einbeziehen, lautete ein zentrales Ergebnis einer Diskussionsrunde des Travel Industry Clubs zu den Herausforderungen und Möglichkeiten der Vermarktung.

Thailand Strand

Neben berühmten Stränden sollen nach dem Willen der Tourismuswerber andere Reiseziele populärer werden

Die bei dem Event am Donnerstag vertretenen Reiseländer könnten kaum unterschiedlicher sein: Mit dabei waren Laura Stäter, Tourism Authority Thailand (TAT); Stephan Gotta, South Africa Tourism SAT); Christine Frank, ENIT Italienische Zentrale für Tourismus, und Uwe Schwaderer, Dubai Tourism.

Einig waren sich die Vertreter der vier Fremdenverkehrsämter in einer einigermaßen positiven Prognose für 2023. Dabei stehen den Ferndestinationen Thailand und Südafrika, aber auch Dubai, derzeit noch hohe Flugpreise im Wege, die sich nach Aussage der vier Experten zum Teil gegenüber der Vorkrisenzeit verdoppelt haben.

Hohe Flugpreise bremsen Fernreise-Nachfrage

Thailand-Werberin Stäter hofft, dass die günstigen Preise im Land zusammen mit einem veränderten Bewusstsein der Menschen für Fernreisen dennoch zu einer guten Nachfrage führen könnte. Der Trend gehe dahin, Fernreisen bewusster anzugehen und statt mehrerer kürzerer Reisen eher eine längere Reise zu machen, sagt sie. Dabei gleiche das günstige Preisniveau vor Ort die hohen Flugpreise besser aus.

Ein Flug- und ein Flugpreisproblem sieht auch Südafrika-Profi Gotta. Nicht zuletzt der vorläufige Wegfall des National Carriers South African Airways auf der Langstrecke führt zu einem verringerten Angebot, auch wenn Condor und Eurowings Discover die Lücke zu schließen versuchen. Als Ausgleich setzt auch Gotta auf das günstige Preisniveau im Land.

Ambitionierte Ziele

Für Dubai-Werber Uwe Schwaderer, der die Expo in dem Emirat rückblickend als Erfolg wertet, stellen die hohen Flugpreise trotz großen Angebots der Golfstaaten-Carrier vor allem im Sommer ein Problem dar. Dann sei die Kundschaft preissensibler, sagt er. Angesichts der hohen Temperaturen unterscheide sich die Klientel deutlich von der im Winter. Dafür locke Dubai auch in diesem Jahr mit zahlreichen Events. Das Emirat will die Gästezahl bis 2025 gegenüber 2019 auf 25 Millionen verdoppeln.

Komfortabel sieht die Situation mit Blick auf den deutschen Quellmarkt für Italien aus. Da der Stiefel von den meisten Bundesbürgern mit dem Auto angesteuert werde, fielen die Anreisekosten nicht ganz so stark ins Gewicht. Die Nachfrage sei 2022 stark gewesen und werde dieses Jahr ebenfalls groß sein, so die ENIT-Managerin.

Fachkräftemangel macht Probleme

Zwei Themen verbinden die höchst unterschiedlichen Reiseländer, wobei dies für Dubai für nur mit Abstrichen gilt: Der Fachkräftemangel und die Notwendigkeit einer besseren Steuerung der Besucherströme. So berichtet Stäter, dass sich in Thailand viele Tourismus-Beschäftigte während der pandemiebedingten Schließung zurück in ihre Dörfer begeben hätten. Dort wohnten in der Regel mehrere Generationen unter einem Dach und unterstützten sich gegenseitig. Manche hätten ihr Heil in der Selbstständigkeit gesucht – etwa mit der Produktion von Kunsthandwerk oder eigenen Garküchen. „Diese Leute fehlen nun in der Hotellerie“, weiß die TAT-Managerin.

Ähnliche Probleme diagnostiziert auch Gotta für Südafrika. Ähnlich wie in Thailand, trieb das Fehlen staatlicher Hilfen viele Menschen aus der Tourismusbranche heraus. Nun suchten die Anbieter intensiv nach fähigen Kräften. Etwas anders stellte sich die Situation in Dubai dar. Während des Lockdowns kehrten viele Tourismusbeschäftigte in ihre Heimatländer zurück. Sie mussten dann aus der Distanz zurückgewonnen werden. Mittlerweile habe sich die Lage aber entspannt, sagt Dubai-Werber Schwaderer. In Italien ist die Lage der in Deutschland offenbar nicht unähnlich. Viele Fachkräfte wanderten in der Krise in andere Wirtschaftssektoren ab.

Entzerrung der Reiseströme

Bei den Marketing-Schwerpunkten für dieses Jahr gibt es unter den Ländern interessante Parallelen. Thailand, Südafrika und Italien setzen gleichermaßen auf die Bewerbung von Reisezielen, die abseits der bekannten touristischen Zentren liegen. Damit sollen diese einerseits entlastet und anderseits Einkünfte für die Menschen in abgelegeneren Regionen generiert werden. Für Dubai ist dies nur am Rande ein Thema. Overtourism ist in dem Emirat eher kein Phänomen, das als bedrohlich angesehen wird. Für die übrigen Reiseländer soll es indes eine Schlüsselrolle spielen. Ein wichtiger Hebel seien dabei kulinarische Angebote, sind sich die Diskutanten einig.

Christian Schmicke 

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