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10. Mai 2022 | 07:00 Uhr
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"Reisen gegen Putin" zieht medial weite Kreise

Mit der Idee, Reisen von Rentnern in wärmere Gefilde im nächsten Winter zu bezuschussen, schaffte es die VUSR-Vorsitzende Marija Linnhoff in die Schlagzeilen von Bild und in die ZDF-Satiresendung "Heute Show". Politiker, die das Boulevardblatt nach ihrer Meinung fragte, zeigten sich indes wenig begeistert.

Langzeiturlaub

VUSR-Chefin Linnhoff will Rentner mit einem Zuschuss zum Langzeiturlaub locken

Es sei ein spontaner Einfall gewesen, sagte Linnhoff gegenüber Reise vor9 zu ihrem Vorschlag, Rentnern im Winter einen Urlaub im Süden zu bezuschussen um hierzulande eine mögliche Gasknappheit zu bekämpfen. Der Rheinischen Post hatte sie gesagt, schon jetzt verbrächten viele Senioren zwei oder drei Monate im Winter in Mallorca, der Türkei oder an einem vergleichbaren Ziel. Wenn der Staat für solche Reisen einen Zuschuss von beispielsweise 500 Euro zahlen würde, könnten vielleicht viel mehr Bürger eine solche Option nutzen. Diese könnten dann ihre Heizung zu Hause herunterfahren.

Weiter erklärte die Verbandschefin, Reisen gegen Putin sei "doch besser als Frieren wegen Putin". In zahlreichen Publikumsmedien trifft der Vorschlag auf Resonanz. Am Freitagabend thematisierte Moderator Oliver Welke in seiner ZDF-Satiresendung "Heute Show" den Vorschlag. Am Montag griff ihn die Bild-Zeitung auf der Titelseite auf und machte daraus die Schlagzeile: "Rentner sollen in der Türkei überwintern". Auch bei RTL wurde das Thema gespielt, im Laufe des Tages folgten zahllose weitere Publikationen.

Widerspruch aus der Politik

Bild zitierte die Vorsitzende des Tourismusausschusses des Bundestages Jana Schimke (CDU), die erklärt habe, der Vorschlag würde mindestens 10 Milliarden Euro kosten, und das zusätzlich zu Rekordverschuldung, Sondervermögen und inflationsbedingten Mehrausgaben. Es sei "nicht quantifizierbar, was damit am Ende eingespart würde", glaubt sie. Der schleswig-holsteinische SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner wird mit den Worten aufgeführt, der Vorschlag sei "eine typische Schnapsidee und sicher kein Beitrag zur Lösung unserer energiepolitischen Herausforderungen". Der Paritätische Wohlfahrtsverband warnte lauf RTL davor, dass der Bund mit einem solchen Zuschuss zusätzlichen CO2-Ausstoß aufgrund des Fluges mitbezuschussen würde.

Linnhoff selbst zeigte sich unterdessen erfreut über die Resonanz . In einer Stellungnahme von Montagvormittag lässt sich die VUSR-Vorsitzende zitieren: Ihr Denkanstoß habe "zu einer angeregten Debatte" geführt, "denn ausnahmslos alle Branchen müssen in der gegenwärtigen massiven Krise einen Beitrag dazu leisten, Energie einzusparen." Das gelte "auch für die Tourismuswirtschaft". Die Idee des Überwinterns in wärmeren Gefilden sei "in mehrerlei Hinsicht durchaus ernst zu nehmen, weil sie – gut gemacht und konzeptioniert – Energie einsparen" könne, glaubt die streitbare VUSR-Vorsitzende.

Ob der Vorschlag ernsthaft Befürworter findet, bleibt abzuwarten. Eines ist Linnhoff allerdings jetzt bereits gelungen: Sie hat sich, ihren Verband und das Thema Reisen wieder mal ins Gespräch gebracht.

Christian Schmicke

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