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9. April 2019 | 07:00 Uhr
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Deutsche nutzen aus Misstrauen gegen Technik Papiertickets

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Demnach nutzen mehr als zwei Drittel der Bundesbürger bei Reisen ausgedruckte Tickets. Ab einem Alter von 35 Jahren sinke der Anteil der digitalen Check-ins zudem gewaltig.

Eine Umfrage unter 200 Deutschen im Alter von 18 bis 65 Jahren ergab, dass 74 Prozent der Befragten Bahntickets ausdrucken, 70 Prozent Flugtickets und 65 Prozent Fernbustickets. Am zweithäufigsten werden für die Ticketdarstellung Apps genutzt. Dies geschehe vor allem bei Reisen mit dem Fernbus, bei dem ihr Anteil bei 25 Prozent liege. Ab dem Alter von 35 Jahren sinkt der Anteil derer, die ihre Tickets digital vorzeigen. Die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen weist sich zu 63 Prozent mit einem Ausdruck aus. Die Altersgruppe 34 bis 55 Jahre druckt zu 71 Prozent aus, die Gruppe 55+ zu 76 Prozent.

Grund dafür sei die Angst, mobile Geräte könnten im entscheidenden Moment versagen oder die eigenen Daten nicht sicher sein, sagt Claudia Brözel, Professorin für Tourismusmanagement an der HNE Eberswalde und Leiterin der Studie. Fast 50 Prozent der Befragten gaben demnach an, sie hätten Sorge, ihr technisches Gerät mit dem digitalen Ticket könnte bei der Kontrolle nicht funktionieren. Außerdem sehen 42 Prozent den Datenschutz auf Papier besser gewahrt. Auch Prozessgründe werden genannt: Rund 25 Prozent der Befragten sagten, Reisekostenabrechnungen oder Steuererklärungen machten die Papierform notwendig.

Fehlendes Wissen behindert E-Ticket-Nutzung

Eine wichtige Rolle spiele zudem die "digitale Unkenntnis" erzählt Brözel. 18 Prozent seien sich nicht sicher, ob ihr Ticket in digitaler Form gültig sei, zwölf Prozent wüssten nicht, wie ein digitales Ticket funktioniere. "Im Grunde lässt sich die Vorliebe für Ausdrucke insgesamt auf fehlendes digitales Wissen oder zumindest auf digitale Unsicherheit zurückführen", so Brözel. Dabei seien Wartebereiche in Flughäfen und Bahnhöfen sowie Sitzplätze in Bahnen und Fernbussen inzwischen sehr oft mit Steckdosen ausgestattet, eben damit die Akkus zur Fahrkartenkontrolle funktionierten. Finanzämter wie auch moderne Geschäftsreisesysteme erlaubten zudem die komplett papierlose Abwicklung von Reisekostenabrechnungen.

In Sachen Datenschutz offenbare sich zudem ein Widerspruch, erklärt Brözel weiter: "Die meisten Befragten buchen online und haben dennoch Datenschutzbedenken gegen digitale Ticketformate zum Beispiel in Apps – es wird angenommen, dass die Apps unerwünschter Weise eine Fülle an Daten sammeln. Dagegen helfen PDF-Dateien auf dem Tablet oder Mobiltelefon, sie sind per Scanner lesbar und daher ohne Einschränkung gültig."

Industrie soll informieren

Um Prozesse zu verschlanken und Abfall zu vermeiden, schlagen die Autoren drei Maßnahmen vor. Reiseanbieter sollten auf die Gültigkeit digitaler Tickets explizit und deutlich sichtbar hinweisen – und zudem die Vorteile hervorheben. Buchungsbestätigungen könnten künftig eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dafür enthalten, wie sich das Ticket auf einen digitalen Speicher laden lässt. Last but not least helfe auch ein Hinweis darauf, dass alle Daten zur Not auch ohne Ticketvorlage von Schaffnern oder am Check-in-Schalter aufgerufen werden könnten, solange sich die Reisenden die Buchungsnummer notierten. In vielen Fällen könne man beim Check-in auch mit einem vorgelegten Ausweisdokument auf die Buchung zugreifen. Nutzer müssen sich daher keine Gedanken über technische Notfälle machen.

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