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26. März 2024 | 12:36 Uhr
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So hat sich die Bahn mit den Lokführern geeinigt

Fünf Monate und sechs Streiks dauerte es, bis der Tarifabschluss zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL stand. Nun steht fest: bis 2029 können die Lokführer die wöchentliche Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf bis zu 35 Stunden senken.

Bahn Lokführer ICE Foto iStock kmn-network.jpg

Die DB-Lokführer werden nun bis 2026 nicht streiken

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Eigentlich zählen die genauen Inhalte von Tarifabschlüssen mit Lokführern nicht zum Kerngeschäft von Reise vor9. Doch der lang andauernde Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL hat die Nation und im Zuge der ITB auch insbesondere die Reisebranche derart beschäftigt, dass sich ein genauerer Blick auf den Ausgang der erbittert ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen GDL-Chef Claus Weselsky und DB-Personalvorstand Martin Seiler lohnt. Zudem ist auch die Debatte um kürzere Wochenarbeitszeiten aktuell in der gesamten Reisebranche sehr präsent. Wachsenden Ansprüchen der Beschäftigten steht dabei ein immer größerer Fach- und Arbeitskräftemangel gegenüber.

"Innovatives Optionsmodell" 

Kernelement der Vereinbarung zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft ist laut DB ein "innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden". Der Korridor werde am Ende von 35 bis 40 Stunden reichen. Dabei gelte: Wer mehr arbeitet, verdient entsprechend mehr.

Für die Beschäftigten im Schichtdienst im GDL‑Geltungsbereich sinkt die Referenzarbeitszeit laut Tarifvertrag 2026 zunächst von 38 auf 37 Stunden. Bis 2029 sinkt sie in drei weiteren Schritten auf 35 Stunden. Das Gehalt werde anteilig jeweils nicht verringert, heißt es. Das bedeute jedoch nicht, dass die Arbeitszeit für die Mitarbeiter ab 2027 automatisch absinke. Die tatsächliche Arbeitszeit sollen sie selbst wählen: Alles zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche sei am Ende möglich, so die Bahn. Wer sich für mehr Arbeit entscheide, erhalte pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn. So würden zum Beispiel Lokführer oder Zugbegleiter in einer 40-Stunden-Woche rund 14 Prozent mehr verdienen als in einer 35-Stunden-Woche.

Bewegung im Spiel

Mit der Einigung kommt die Bahn der Gewerkschaft weit entgegen. Schließlich wachsen mit der Entscheidungsfreiheit für die Mitarbeiter die Unsicherheiten im Hinblick auf die künftige Personaldecke. Die Bahn hatte die Forderung nach der Einführung einer 35-Stunden-Woche bisher mit dem Argument abgelehnt, eine deutliche Verkürzung der Arbeitszeiten sei angesichts der ohnehin zu geringen Zahl an DB-Mitarbeitern nicht zu leisten. Nun ist eine über den Zeitraum von fünf Jahren gestreckte Arbeitszeitreduzierung bis auf 35 Stunden also möglich. Für Kunden der Bahn bedeutet der Tarifabschluss zunächst vor allem Planungssicherheit: Bis Ende Februar 2026 gilt nun Friedenspflicht mit der GDL.

Personalisierter Konflikt

Dass die Auseinandersetzung derart eskalierte, hängt nach Auffassung mehrerer Beobachter nicht nur mit inhaltlichen Aspekten zusammen. So heißt es, GDL-Chef Weselsky und Bahnvorstand Seiler seien einander in herzlicher gegenseitiger Abneigung verbunden. Unter anderem hatte Weselsky die Bahn-Chefetage als "Nieten in Nadelstreifen" und "Vollpfosten" bezeichnet.

Darüber hinaus spielt auch der Konkurrenzkampf unter den Gewerkschaften eine wichtige Rolle. So vertritt etwa die Gewerkschaft EVG weit mehr Eisenbahner als die GDL. Sie wird zudem vom Vorstand deutlich freundlicher behandelt; ihr Chef Martin Burkert sitzt gar als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns. Damit könnten Weselskys Ausraster auch dem Gefühl mangelnder Respektiertheit entspringen.

Nach dem Tarifeinheitsgesetz werden die Tarifverträge mit derjenigen Gewerkschaft verhandelt, die in der jeweiligen Berufsgruppe mehr Mitarbeiter vertritt; also in den meisten Fällen mit der EVG. Die GDL ist daher bemüht, neue Mitglieder auch außerhalb der Berufsgruppe der Lokführer zu akquirieren. Dafür sind überzeugende Erfolge in den Tarifverhandlungen wichtig. Und die kann Weselsky bei seinem letzten großen Auftritt vor seinem Ruhestand im Herbst in der Tat vorweisen.

Christian Schmicke

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