Warum die Airport-Sicherheitsarchitektur Fragen aufwirft
Während ein riesiger Aufwand betrieben werde, um Passagiere und Mitarbeiter an Flughäfen zu screenen, hätten Eindringlinge an den Flughafenzäunen leichtes Spiel, sagt der Flugexperte Michael Garvens. Hier seien pragmatische Lösungen gefragt, um das Eindringen zu verhindern und Wartezeiten sowie den Aufwand am Boden zu verringern.
iStock/Elena Horrmann
Flughafenzäune sind offenbar leichter zu überwinden als gedacht
Garvens, der unter anderem 15 Jahre lang Chef des Flughafens Köln-Bonn war, sieht die Sicherheitsarchitektur der Airports in Deutschland auch vor dem Hintergrund der jüngsten Aktionen von Klimaaktivisten an den Flughäfen Düsseldorf und Hamburg aus dem Gleichgewicht geraten. Im Reise vor9 Podcast erklärte der Luftfahrtexperte, eine konsequente Sicherung der oft 30 bis 40 Kilometer langen Flughafenzäune sei technisch kein Problem, aber finanziell aufwändig.
Während die Klimaaktivisten die Öffentlichkeit gesucht hätten, würden etwa Terroristen mit Anschlagsplänen versuchen, möglichst lange unentdeckt zu bleiben, so Garvens. Deshalb müsse ein proaktiver Ansatz gewählt werden, um das Eindringen zu verhindern. Das sei indes eine Frage der Kosten, die schnell einen hohen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen könnten. Flughafenbetreiber scheuten derzeit teure Sicherheitsmaßnahmen, zumal ihre finanzielle Situation nach der Corona-Pandemie nicht rosig sei. Doch der Druck aus der Politik, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu ergreifen, werde nach den jüngsten Ereignissen wachsen. "Das Thema ist in Berlin angekommen", sagt Garvens.
Schnellere Abfertigung dringend geboten
Innovationsbedarf sieht der langjährige Flughafenmanager auch auf der anderen Seite – beim Screening von Passagieren und Mitarbeitern. Dass alle Passagiere, vom Kind bis zum 90-jährigen Senior, mit der gleichen Intensität überprüft würden, sei unsinnig, sagt er. So gebe es in den USA seit Jahren das Programm TSA pre, bei dem sich Passagiere vorab registrieren und dann schneller die Sicherheitskontrollen passieren könnten.
Auch Abfertigungsverfahren, bei denen schnellere Passagiere langsamere überholen könnten, verkürzten die Wartezeiten erheblich. Wenn nicht immer der langsamste Passagier, der vielleicht ungewollt falsche Gegenstände mit sich führe, das Tempo bestimme, beschleunige das die Abfertigung um den Faktor sechs bis sieben, hat Garvens in einem Pilotprojekt am Airport Köln-Bonn ermittelt.
Keine Vorreiterrolle in Sachen Technologie
Bei modernen technologischen Lösungen werde Deutschland aufgrund des Datenschutzes wohl keine Vorreiterrolle spielen, glaubt der Experte. Dennoch seien diese, indem sie Fluggästen beim Betreten des Terminals eine digitale Identität zuwiesen, ein Weg zur Lösung des Flaschenhals-Problems. Die lange Verweildauer am Boden sei das eigentliche Problem der Luftfahrt auf der Kurz- und Mittelstrecke.
Ein weiteres Anliegen ist Garvens die Vereinfachung der Kontrollprozesse für Airport- und Airline-Mitarbeiter. Diese müssten sich derzeit einem doppelten Verfahren unterziehen. Zunächst werde eine umfangreiche Zuverlässigkeitsprüfung vorgenommen, die bis zu zwei Monate dauern könne. Anschließend müssten sie sich dennoch bei jedem Betreten des Sicherheitsbereiches durchsuchen lassen. "Das ist doppelt gemoppelt", unterstreicht Garvens. Der Aufwand, der hier in logistischer, aber auch in finanzieller Hinsicht getrieben werde, könnte erheblich verringert und die freiwerdenden Mittel zur Sicherung von Flughafenzäunen verwendet werden.
Christian Schmicke
Den kompletten Reise vor9 Podcast mit Michael Garvens hören Sie hier:
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