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11. November 2019 | 14:35 Uhr
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Wie die Debatte um Gutscheine auf der Stelle tritt

"Keiner will sie, alle nutzen sie und schuld sind immer die anderen", fasst RTK-Chef Thomas Bösl die Diskussion um Preisnachlässe mittels Gutscheinen zusammen. Mit den Rabattaktionen bringe sich die Branche um ihre Marge.

Podiumsdiskussion

Auf dem Podium: Dominik Faber, Check 24, Mark Tantz, DER Touristik, Ralph Schiller, FTI, Lars Helmreich, RTK und moderator Carsten Deuster

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Die Diskussionsrunde auf der RTK-Jahrestagung vergangene Woche hatte durchaus eine gewisse Brisanz. Schließlich saß mit Dominik Faber der Geschäftsführer Reise des Portals Check 24 mit auf dem Podium. Das Vergleichsportal, das sich im Kern als Technologieunternehmen versteht und für das Reisen neben Bankdienstleistungen, Versicherungen, Strom und Gas nur ein Geschäftsfeld unter vielen sind, bringt Reisebüros seit längerem mit groß angelegten Gutscheinaktionen auf die Palme und wächst als Player im Reisevertrieb nicht zuletzt aufgrund dieses Mittels so kräftig, dass es sich kein großer Veranstalter leisten will oder kann, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten.

"Kein Freund von Gutscheinen"

Immerhin  Faber stellte sich dem Dialog mit dem stationären Vertrieb. Für einige Erheiterung sorgte allerdings sein Statement, er sei kein großer Freund von Gutscheinaktionen. Anders als die Konkurrenz setze Check 24 Gutscheine nur als eines von vielen Marketinginstrumenten und zudem vergleichsweise zurückhaltend ein. "Wir kleben die Gutscheine nicht platt auf unsere Website, sondern verschicken sie nur an Bestandskunden – als Anerkennung für ihre Treue", sagte der Check-24-Manager. Das starke Wachstum seines Arbeitgebers führt Faber in erster Linie auf Google-Marketing setze sowie auf Fernsehwerbung.

Was allerdings nichts daran ändert, dass Check 24 mit Gutscheinen von bis zu 200 Euro, ebenso wie Holidaycheck, die Erträge im touristischen Vertrieb unter Druck setzt. Viele Wettbewerber sehen darin eine Wettbewerbsverzerrung, weil Check 24 mit dem Verzicht auf einen Teil der Marge beim Reiseverkauf einträglichere Sparten wie etwa den Versicherungsverkauf quersubventioniere und sich die Gutscheine leiste, um an Kundendaten zu kommen.

Veranstalter sehen keine Alternative

Seinem Unmut darüber, dass die Veranstalter bei diesem Spiel durch die Bank mitmachen, brachte RTK-Geschäftsführer Lars Helmreich denn auch deutlich zum Ausdruck. Die Angesprochenen, namentlich DER-Touristik-Geschäftsführer Mark Tantz und FTI-Geschäftsführer Ralph Schiller auf dem Podium, begegneten dem Vorwurf eher dünnlippig. Juristisch sei gegen Rückvergütungen eben nichts zu machen, argumentierten beide, und: "Wir müssen überall verfügbar sein, wo die Kunden sind."  

Tantz erklärte immerhin, dass DER Touristik gegen belegbaren "Beratungsklau" vorgehe. Und Schiller erläuterte, dass FTI das Modell eigener Gutscheine, mit denen Kunden auch im Reisebüro buchen konnten, ad acta gelegt habe. Stattdessen schickt der Veranstalter Frühbuchern vom 15. November an Gutscheinhefte mit Rabattvouchern von allerlei Anbietern außerhalb der Reisebranche, wie zum Beidspiel Sport-Scheck, Mister Spex, Lautsprecher Teufel, Baby Walz, Vedes, Ludwig Görtz und Shop Apotheke. Vorteil aus Sicht des Veranstalters: Diese Rabatte von Drittanbietern gehen wohl nicht zu Lasten der eigenen Marge im Reiseverkauf.

Auch bei den Portalen wächst der Druck

Doch ansonsten ist beim Thema Gutscheine und Rückvergütungen nach wie vor keine Wende zum Guten in Sicht. Was Banken und Sparkassen einst begannen, setzen Portale im großen Stil fort. Allerdings stehen auch bei den Portalen die Margen unter Druck. So weist etwa die Bilanz für die ersten neun Monate des Jahres bei Holidaycheck Verluste in Höhe von 3,3 Millionen Euro aus – nach 3,1 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum.

Die Zeiten starken Umsatzwachstums sind offenbar ebenfalls vorbei  jedenfalls bei Holidaycheck. 112,5 Millionen Euro bedeuten ein Plus von 3,8 Prozent. Zugleich stiegen die Marketingkosten um 4,2,  der Personalaufwand um 7,5 und die "sonstigen Aufwendungen", unter anderem bedingt durch Ausfälle wegen der Thomas-Cook-Pleite, um fast 62 Prozent.

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