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6. Juli 2022 | 18:30 Uhr
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Lufthansa-Chefetage steht von allen Seiten unter Druck

Die Pünktlichkeitswerte sind miserabel, Mitarbeiter schreiben einen Brandbrief, der Aufsichtsrat beruft eine Sondersitzung ein, bei der es hoch her gegangen sein soll. Und der Chef des Frankfurter Flughafens glaubt nicht, dass sich die Lage in den nächsten Monaten verbessert.

Flughafen Warteschlange

Lufthansa gerät wegen der zahlreichen Flugpannen immer mehr unter Druck

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Gerade mal 41 Prozent der Flüge von Lufthansa seien in der vergangenen Woche pünktlich gewesen, berichtet die FAZ unter Berufung auf ein internes Dokument. Am wichtigsten Drehkreuz in Frankfurt seien sogar nur 26 Prozent der Flüge in der vergangenen Woche pünktlich gewesen. Und nur 91 Prozent der Flüge seien überhaupt gestartet.

Angesichts der anhaltenden Misere schlagen Mitarbeitervertreter Alarm und der Aufsichtsrat traf sich auf deren Druck am Mittwoch zu einer Sondersitzung. Der Spiegel berichtet von einem Brief an den Aufsichtsrat, der von den Vorsitzenden der Betriebsräte und Personalvertretungen verschiedener Unternehmensteile unterzeichnet worden sei. Darin heißt es, die Anspannung vieler Mitarbeiter schlage mittlerweile auch auf den Ton im internen Umgang durch. "Am Flughafen werden Kolleg*innen mit Polizeischutz vom Gate geführt, ein Kollege wurde niedergeschlagen, Monitore werden herausgerissen und den Kolleg*innen nachgeworfen", zitiert der Spiegel aus dem Schreiben.

Eingesparte Mitarbeiter fehlen jetzt

Der Vorstand verfolge eine Personalpolitik, die auf ein gegenseitiges Ausspielen der Beschäftigtengruppen angelegt sei, kritisieren die Arbeitnehmervertreter. Auch räche sich nun, dass Programme zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Konzern aufgelegt worden seien. Gut 380 Piloten hätten ein solches Angebot angenommen. Diese fehlten nun; ebenso wie Kabinenpersonal. So gebe es nach zwei Freiwilligenprogrammen nicht mehr ausreichend Purser für die Abdeckung von Krankheitsfällen – andere Flugbegleiter müssten einspringen.

Noch bis Februar 2022 sei suggeriert worden, dass man Lufthansa massiv verkleinern und Personal abbauen müsse, weil dieses viel zu teuer sei, klagen die Mitarbeitervertreter weiter. Bereits zu diesem Zeitpunkt, so heißt es in dem Schreiben, sei eine spürbare Buchungsnachfrage für die Sommermonate absehbar gewesen.

Auch die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo wirft dem Management vor, Lufthansa habe während der Corona-Pandemie zu viel Personal entlassen, teils mit hohen Abfindungen. Nun müssten zu wenige Mitarbeiter am Boden, in der Kabine und im Cockpit die hohe Passagiernachfrage stemmen, größtenteils bis zur Belastungsgrenze. Man habe die Pandemie genutzt, um zu restrukturieren und dabei übers Ziel hinausgeschossen, sagte ein UFO-Sprecher laut Tagesschau.

Vorwürfe gegen den Vorstand

Das Handelsblatt meldet unter Berufung auf Teilnehmer, vor der Aufsichtsratssitzung bei Lufthansa sei es zu einer "emotionalen Diskussion" mit gegenseitigen Schuldzuweisungen gekommen. Vor allem CEO Carsten Spohr, Chief Commercial Officer Harry Hohmeister und Chief Operations Officer Detlef Kayser hätten im Mittelpunkt gestanden. Auch Christina Foerster, Chief Customer Officer, habe Kritik einstecken müssen.

Personelle Konsequenzen habe der Aufsichtsrat am Mittwoch nicht gezogen, so das Handelsblatt unter Berufung auf Quellen "aus dem Umfeld des Gremiums". Das Management habe Fehler eingeräumt sowie Maßnahmen vorgestellt, um das Chaos besser in den Griff zu bekommen. Auch habe man Entgegenkommen in den aktuellen Lohnrunden signalisiert.

Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley soll angesichts der aktuellen Konflikte den Zusammenhalt beschworen haben. "Entweder wir verlieren gemeinsam oder wir gewinnen zusammen", erklärte er in einem im Lufthansa-Intranet veröffentlichten Interview, das die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch veröffentlichte. Die Lage sei äußerst schwierig und extrem angespannt wie noch nie.

Fraport-Chef sieht kein Ende der Krise

Für alles andere als Entspannung dürften in diesem Zusammenhang die jüngsten Aussagen des Frankfurter Flughafenchefs Stefan Schulte sorgen. Die Abfertigungsprobleme am größten deutschen Flughafen in Frankfurt dürften noch mehrere Monate anhalten, sagte er am Dienstagabend laut der Deutschen Presse-Agentur. Man werde sich noch zwei bis drei Monate auf dem gegenwärtigen Niveau bewegen und auch noch weitere Flüge streichen müssen. Schulte fügte hinzu, dass angesichts des Schulferienbeginns in Hessen und Rheinland-Pfalz am 23. Juli die "Sommer-Peaks" noch bevorstünden.

Besonders auf ihr Gepäck müssen Reisende laut Schulte derzeit lange warten. Derzeit werde die Verladung abgehender Flugzeuge sowie das Gepäck von Transit-Passagieren priorisiert. Wer in Frankfurt seine Reise beende, müsse daher auch schon mal zwei Stunden auf die Koffer warten. Viele Fluggäste verließen den Airport ohne Gepäck dann müsse es nachträglich zugestellt werden. Vergleichsweise problemlos verliefen die Passagierkontrollen, so Schulte laut der Nachrichtenagentur DPA.

 

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